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ESG-Umsetzung: „Die Leute sind verunsichert“

2.5.2024 – Hehre und wichtige Ziele, die dazu erlassenen Vorschriften aber schwierig umzusetzen und gerade für kleinere Unternehmen oft eine schwer zu stemmende Belastung: So wird die Nachhaltigkeitsregulierung vielfach wahrgenommen, wurde bei einer Diskussionsrunde von Aufsichtsratsmitgliedern artikuliert. Dies, so die Sorge, könnte nicht nur den Wirtschaftsstandort belasten, sondern auch zu einer Ermüdung beim Engagement für die Klimaschutzbemühungen führen.

V.l.n.r.: Brigitta Schwarzer (Inara-Geschäftsführerin und Moderatorin), Elisabeth Miksch-Fuchs (Prater Wien), Erwin Krause (6B47 Real Estate Investors), Jasmin Soravia (Greco) und Markus Raml (Oberösterreichische Versicherung) (Bild: Lampert)
V.l.n.r.: Brigitta Schwarzer (Inara-Geschäftsführerin und Moderatorin), Elisabeth Miksch-Fuchs (Prater Wien), Erwin Krause (6B47 Real Estate Investors), Jasmin Soravia (Greco) und Markus Raml (Oberösterreichische Versicherung) (Bild: Lampert)

ESG, Nachhaltigkeit in Umweltbelangen sowie im Hinblick auf Soziales und Unternehmensführung – das ist ein Querschnittsthema, das in den letzten Jahren branchenübergreifenden Fokus in der Gesetzgebung bekommen hat, zuletzt wieder aktuell geworden mit der EU-Lieferkettenrichtlinie.

Jeder müsse und könne zum Schutz der Umwelt beitragen, sagte Erwin Krause, Aufsichtsratsmitglied des Immobilienentwicklers 6B47 Real Estate Investors AG, am Dienstag beim „Seminartag Nachhaltigkeit“. Zu der Veranstaltung hatten die Inara GmbH und Seminaranbieter Dr. Helmut Tenschert in die Räumlichkeiten des Österreichischen Journalistenclubs (ÖJC) in Wien geladen.

Krause würdigte es auch, „Vorreiter“ zu sein, wenn es darum geht, dem Klima und der Umwelt Gutes zu tun. Soweit es den Immobiliensektor betrifft, so sei dieser – vom Bau bis zum Gebäudemanagement – immerhin für rund 40 Prozent der CO2-Belastung verantwortlich. Da sei es klar, dass auch an dieser Schraube gedreht werden muss.

Regulatorische Stolpersteine

Allerdings sieht Krause aufgrund der gesetzlichen Vorgaben Hürden für Unternehmen – nicht nur in einzelnen rechtlichen Regularien selbst, sondern auch in deren Zusammenwirken.

Ein Beispiel: Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) habe die Digitalisierung erschwert. Auf der anderen Seite sei Digitalisierung aber Voraussetzung für ein Gebäudemanagement, wie es gerade auch unter ESG-Gesichtspunkten erwünscht wäre.

So könnten zwar Regelwerke in einzelnen Bereichen, für sich gesehen, ein gutes Ziel haben, im Zusammenspiel aber ungünstige Wirkungen entfalten.

„Große Belastung“ für den Wirtschaftsstandort

Ähnlich äußerte sich Markus Raml, Mitglied des Aufsichtsrats der Oberösterreichischen Versicherung AG. Es sei unabdingbar, sich um Nachhaltigkeit bemühen; Europa schreibt er durchaus zu, hier „Weltklasse“ zu sein – einerseits.

Andererseits sei die Art und Weise der ESG-Regulierung „nicht nur eingeschränkt positiv“ zu beurteilen. In großen Unternehmen werde man wohl damit zurechtkommen. In KMUs aber fehle es vielfach schlicht an den zeitlichen und personellen Ressourcen.

V.l.n.r.: Elisabeth Miksch-Fuchs (Prater Wien), Erwin Krause (6B47 Real Estate Investors), Jasmin Soravia (Greco) und Markus Raml (Oberösterreichische Versicherung) (Bild: Lampert)
Vor dem Start der Diskussion (Bild: Lampert)

Wenn Lieferkettenvorgaben für große Unternehmen auf kleine Zulieferer durchschlagen – die kaum in der Lage sein dürften, die Produktionsbedingungen in Südostasien persönlich zu prüfen –, so führe dies zu Verunsicherung und Überforderung. Dies umso mehr, als rechtliche Sanktionen im Raum stünden.

Ramls Sorge ist deshalb, dass die Regulierung eine „große Belastung“ für den Wirtschaftsstandort bedeute.

Gefahr durch Regulierungsdichte

Jasmin Soravia, Mitglied im Aufsichtsrat der Greco International Holding AG, sieht ebenfalls ein Risiko durch eine zu dichte Regulierung: Statt die Nachhaltigkeitsziele motiviert mitzutragen, könnten die Unternehmen am Ende „abschalten“, weil sie die Vorgaben nicht mehr stemmen können.

Bei Greco selbst beschäftige sich eine eigene Abteilung mit Nachhaltigkeit, speziell unter dem Blickwinkel der Kundenberatung. Auch gebe es eine „ESG-Roadmap“; als wichtige Themen neben dem „E“ in ESG nannte sie etwa Arbeitssicherheit, Diversität und Gleichbehandlung.

Zufriedenheit im Unternehmen positiv für Gesellschaft

Elisabeth Miksch-Fuchs, Aufsichtsratsvorsitzende der Prater Wien GmbH, meinte dazu, es sei wichtig, ein Augenmerk auch auf die Einhaltung der Faktoren „S“ und „G“ zu legen. Hier könne der Aufsichtsrat in einem Unternehmen bewusstseinsbildend wirken.

Ein Arbeitsumfeld, in dem sich die Beschäftigten weiterbilden und wohlfühlen können – diese Zufriedenheit, so Miksch-Fuchs, könne schließlich aus den Unternehmen hinausgetragen werden und die Gesellschaft insgesamt positiv beeinflussen.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Ausbildung · Digitalisierung · Immobilie · Nachhaltigkeit
 
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